Das Fachgespräch Energiewende am Montag, 7. Oktober, in der Mehrzweckhalle Oberpframmern zum Thema „Photovoltaik und Speicher - Tempomacher für Klimaschutz und Energiewende" war mit 127 Besuchern sehr gut besucht – und das ist auch kein Wunder, denn die dezentrale Energieerzeugung ist eine reelle Chance für Kommunen und Bürger, ihre Versorgung nachhaltig und kostengünstig zu gestalten. Jeder einzelne kann mitwirken, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden und die Wertschöpfung in der Region zu stärken.
„100 Prozent Erneuerbare sind möglich und notwendig!" konstatierte Hans Urban (Foto) vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Haag das Klimaschutzziel als eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Mittlerweile liege man bei 40 Prozent des Strombedarfs, was vor 20 Jahren noch unvorstellbar gewesen sei.
Urban übte aber nicht nur Kritik an der aktuellen Energiepolitik, er zeichnete vor allem Lösungsansätze für jeden Einzelnen pragmatisch auf. Sein Aufruf ist klar und deutlich: „Heute ist der richtige Zeitpunkt, in Photovoltaik zu investieren". Seine Begründung ist einfach: „Strom kann ich für rund zehn Cent Vollkosten auf dem eigenen Dach erzeugen oder für knapp 30 Cent einkaufen". Nimmt man den Strom der Eigenverbrauchsanlage für das Elektroauto, gestaltet sich die Wirtschaftlichkeit noch höher, verglichen mit Benzin und Diesel, die man ersetzt. Es gilt primär, den Eigenverbrauch zeitlich zu optimieren, bezüglich der Sonnenstunden des Tages.
Mit dieser Optimierung, die mit einem zwischengeschalteten Speicher deutlich erhöht werden kann, lasse sich der Anteil selbst erzeugten und genutzten Stromes von 30 auf 60 Prozent steigern. „Je größer desto besser" wertete der Referent die Auslastung des Daches für die Auslegung der PV-Anlage hinsichtlich des Nutzens für die Energiewende, nicht unbedingt aber für die Wirtschaftlichkeit: Denn ab zehn Kilowatt installierter Leistung oder über 10.000 Kilowattstunden erzeugten Stroms müssen 40 Prozent der EEG-Umlage abgeführt werden.
Die Investition in einen Speicher macht zwar mehr autark, ist aber wirtschaftlich betrachtet zu differenzieren: Wer seinen Strom nur außerhalb der Sonnenstunden verbrauchen kann, sollte sich einen zulegen, wenn ihm die Sache wichtig wäre. Bis zu einer Größe der PV-Anlage von fünf bis sechs Kilowatt ginge die Auslegung des Speichers gleichwertig einher, darüber müsse man diese auf das reduzieren, was man in der dunklen Tageszeit tatsächlich verbrauche. Balkonmodule sieht der Referent als kleine Nische, eine Nutzung des Daches, auch in Miethäusern, ist immer die bessere Lösung. Leider sei auch da das Mieterstromgesetz eher Hemmschuh als Hilfe beim Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Mietshäusern.
Kleine Mini-Solaranlagen für Balkon oder Terrasse dürfen inzwischen auch in Deutschland bis zu einer Leistung von 600 Watt, das sind zwei leistungsstarke Module, betrieben werden. Entscheidend wäre hier, dass Zähler über eine Rücklaufsperre verfügen oder ein Zweirichtungszähler eingebaut würde und der örtliche Energieversorger einbezogen würde.
Elektromobilität „mitdenken"
In der angeregten Diskussion des sehr interessierten Publikums stand die Frage im Mittelpunkt, wie auch Elektromobilität eingebunden werden kann. Auch Optimierungsmöglichkeiten zur Steigerung des Eigenverbrauchs wurden beleuchtet, bis hin zur Frage, wann das Beheizen des Hauses mittels Wärmepumpe oder Heizstab für das Brauchwasser sinnvoll ist. „Macht die Dächer voll", war der klare Appell, um möglichst viel Erneuerbare Energie zu produzieren.
Die Versorgung von Nachbarn wäre bei aktueller Gesetzeslage schwierig, aber indirekt über das Aufladen von dessen Elektroauto an der eigenen Ladestation denkbar. Abschließend räumte der Referent noch mit gängigen Vorurteilen auf und gab plakativ Einblick, wie und wo in der Vergangenheit, aber auch bereits jetzt sehr erfolgreich Elektromobilität gelebt wird. Das große Potenzial der Photovoltaik illustrierte er mithilfe einer Solaranlage auf einem Bürgersaal mit 44 Kilowatt Leistung. Mit dem Strom, den diese Anlage in 7 Jahren produziert hat, könnte ein Elektroauto 57-mal die Erde umrunden, oder aber 57 Elektroautos könnten je einmal die Erde umrunden, oder es könnten 57 Car-Sharing-Elektroautos mit einer jährlichen Fahrleistung von 40.000 Kilometern betrieben werden.
Der Abend wurde abgerundet durch eine Kurzinfo zu den Photovoltaik-Bündelaktionen, die am 16. Oktober in der Stadt Grafing, am 21. Oktober in Oberpframmern und am 5. November in der Nachbargemeinde Moosach jeweils mit einer Auftaktveranstaltung gestartet werden. Diese „Gemeinschaftsaktion für den Klimaschutz", die vor allem eine gute Beratung, Sicherheit bei der Umsetzung und natürlich auch einen Preisvorteil bringt, hat die Energieagentur bereits in mehreren Kommunen in den Landkreisen Ebersberg und München sehr erfolgreich durchgeführt – mit einem großen Schub für die lokale Energiewende und beeindruckender Wertschöpfung vor Ort.
Ganz reale Zahlen zu PV-Projekten präsentierten Mitglieder des Arbeitskreises Energie Oberpframmern mittels Steckbriefen, die Wirtschaftlichkeit bestehender Photovoltaikanlagen einschlossen. So blieben einige Besucher noch lange zu intensiven Gesprächen und Erfahrungsberichten aus erster Hand.
Hier finden Sie die Präsentation als PDF.