Anlässlich der Informationsbroschüre "Windräder im Höhenkirchener Forst", die bei vielen Bürgern in Oberpframmern im Briefkasten lag, möchte der Arbeitskreis Energie in Oberpframmern zu einer ausgewogenen Diskussion beitragen. Wir sind der Ansicht, dass es hilfreich ist, sich die Argumente beider Seiten anzuhören.

Wir im Arbeitskreis arbeiten uns beständig in die Materie ein. Wir versuchen dabei, wissenschaftlich fundierte Informationen von Meinungen und Ideologien zu trennen und uns nur über verlässliche Quellen zu informieren. Informieren Sie uns, wenn Sie Fehler finden. Diese sind keine böse Absicht.

Wir möchten nun im Folgenden auf Kritikpunkte eingehen, die im Zusammenhang mit Windkraft am häufigsten genannt werden.

Kommt es durch Windräder zu einer Lärmbelästigung?

Als Standort für die geplanten Windräder ist der Höhenkirchener Forst geplant. Hier wird nur ein Bereich in Betracht gezogen, der die 10H-Regelung erfüllt und damit von allen Ortschaften mindestens 2 km entfernt ist (die möglichen Bereiche finden Sie hier).

Untersuchungen haben gezeigt, dass in dieser Entfernung von modernen Windrädern nichts mehr zu hören ist. Wer mag, kann an einem windigen Tag auch das Windrad in Hamberg besuchen. Das Hamberger Windrad können Sie aus nächster Nähe "erleben". Entfernen Sie sich vom Windrad und verschaffen Sie sich in der Realität einen Eindruck, bis zu welcher Entfernung durch das Windrad verursachte Geräusche noch zu hören sind.

Neben dem hörbaren Schall gibt es auch noch den Infraschall. Dies ist Schall in einem Frequenzbereich, der für den Menschen zwar nicht unmittelbar hörbar ist, aber trotzdem Auswirkungen haben kann. Infraschall tritt auch in der Natur auf, z.B durch Wind, der durch den Wald rauscht, durch Wellen am Meer, durch Verkehr und vieles mehr.

Messinstrumente können diesen Infraschall messen und solche Messungen im Umfeld von Windrädern haben ergeben, dass der Infraschall in ca. 200 Meter Abstand vom Windrad unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwelle liegt, bei 900 Meter konnte das Windrad aus dem Grundrauschen des in der Umwelt auftretenden Infraschalls von den Messinstrumenten nicht mehr unterschieden werden. Durch den geplanten Abstand von 2 Kilometern wird uns der Infraschall also nicht erreichen.

Was die Auswirkung auf Tiere angeht, so gewöhnen sich diese laut entsprechender Untersuchungen schnell an die Anlage und lassen sich nicht davon stören. 

Einwirkungen abseits von Lärm und Schall

Optische Beeinträchtigungen (über das durchaus nachvollziehbare "ich will nicht auf ein Windrad schauen" hinaus) durch Windräder sind in der Vergangenheit durch folgende Effekte aufgetreten.

Zum einen gibt es da den Schattenschlag. Wenn das Windrad in direkter Linie zwischen Betrachter und Sonne steht, dann entsteht ein Schatten. Wenn sich das Windrad dreht, dann gibt es einen Wechsel zwischen hell und dunkel. 

Dieser Effekt tritt aber nur innerhalb einer bestimmten Entfernung zum Windrad auf (bis ca. 1 Kilometer), und dann nur, wenn die Sonne scheint, bei einem bestimmten Sonnenstand und wenn sich die Rotorblätter drehen. Bei der Genehmigung einer Windkraftanlage wird der Schattenwurf überprüft. Werden dabei Beschattungszeiten von maximal 30 Stunden pro Kalenderjahr und 30 Minuten pro Tag überschritten, wird die Windkraftanage mit einer Abschaltautomatik versehen und im Falle einer Verschattung abgestellt. Bei den geplanten Standorten im Höhenkirchner Forst ist aber eine Belästigung durch Schattenschlag aufgrund der Entfernung nicht möglich.

Eine weitere mögliche Einschränkung sind die Blendeffekte. Das Licht der Sonne wird von den Rotoren reflektiert und erzeugt so Blendeffekte. Wie beim Schattenschlag gilt auch hier, dass dies nur an wenigen Tagen im Jahr vorkommen kann und dass der Standort dies auch sehr unwahrscheinlich macht. Zudem kommen durch die Verwendung matter Farben auf den Flügeln solche Blendeffekte heute nicht mehr vor. 

Der dritte Punkt ist die Beleuchtung der Anlagen in der Nacht. Hier hat es in den letzten Jahren technische Fortschritte gegeben, die dazu führen, dass in den nächsten Jahren, spätestens aber ab Ende 2022, die Leuchtfeuer auf den Anlagen nur bedarfsgerecht leuchten. Hierzu werden Radarsysteme eingebaut, die erkennen, ob ein Luftfahrzeug im nahen Luftraum unterwegs ist. Die Beleuchtung wird also zukünftig nicht mehr die ganze Nacht blinken.

Brauchen wir überhaupt Windräder?

Für die weitere Diskussion ist es wichtig, dass man akzeptiert, dass es einen Klimawandel gibt und dass dieser menschengemacht ist und aus den hohen Emissionen von Treibhausgasen resultiert, die seit der Industrialisierung in die Atmosphäre geblasen werden.

Unsere moderne Welt benötigt Energie. Hierunter fällt nicht nur Strom, sondern auch Treibstoff für Mobilität sowie verschiedene Energieträger für Wärme. All diese verschiedenen Energieträger müssen in sehr naher Zukunft durch regenerative Energien ersetzt werden, wenn der Temperaturanstieg begrenzt werden soll. Dies bedeutet, dass alle Energie, die aktuell aus Erdöl, den verschiedenen Arten von Kohle und auch aus Uran (denn auch das ist endlich) gewonnen wird, durch eine regenerative Erzeugung ersetzt werden muss.

Sehr anschaulich ist dies im Buch "Erneuerbare Energien - ohne heisse Luft" (Christian Holler, Joachim Gaukel) dargestellt. Das Buch können Sie in der Gemeindebücherei ausleihen, im Buchhandel bestellen oder kostenlos als Ebook lesen.

Sich selbst eine Photovoltaikanlage auf das Dach zu montieren ist dabei ein sehr guter Anfang, reicht aber leider für den gesamten Verbrauch in Deutschland bei weitem nicht. Wir werden in Zukunft sehr viel mehr Energie benötigen, als man durch "unauffällige" Energieerzeugung (PV, Geothermie, Offshore-Windanlagen) erzeugen kann.

Häufig wird leider der regenerativ erzeugte Strom aus Sonne (PV) und Windkraft als nicht verlässlich dargestellt. Untersuchungen zeigen aber, dass sich Sonne und Wind im Tagesverlauf gut ergänzen (tagsüber scheint die Sonne, nachts ist es windiger) und auch im Jahresverlauf gut miteinander korrelieren (im Winter geht im Schnitt mehr Wind). Natürlich werden wir auch um die Installation von Speichern nicht herumkommen. Hieran wird aber gearbeitet und die Rentabilität von Speichern ergibt sich nach dem Henne-Ei-Prinzip erst mit einem Überangebot von Strom zu bestimmten Zeiten und der Möglichkeit, diesen Strom dann zu Zeiten einer Unterdeckung wieder zu attraktiven Preisen zu verkaufen.

Aber Deutschland emittiert doch nur 2% des weltweiten CO2s?

Das mag stimmen. Die Antwort hierauf lautet „schlimm genug“. In Deutschland lebt nur ca. 1% der Weltbevölkerung (ja, das sind bald 8 Milliarden). Trotzdem emittieren wir 2% des CO2s und dies bei einem Wert von 100%, der bei weitem zu viel ist. Wir müssen also etwas tun und können nicht warten, bis die anderen Länder anfangen. Wir waren bei den erneuerbaren Energien technologisch einmal ganz weit vorne. Dies ist durch Fehlsteuerungen des EEG in den letzten Jahren leider zerstört worden und sehr sehr viele Arbeitsplätze sind im Bereich der erneuerbaren Energien verloren gegangen. Vielleicht können wir dies noch ändern. In der Kohleindustrie werden ziemlich sicher keine neuen Arbeitsplätze entstehen.

Weitere Informationen

Eine sehr gute Zusammenstellung vieler gängiger Vorwürfe und eine jeweilige Antwort finden sich unter https://energiewende.eu/category/windkraft-mythen/. Die Seite wird aber zugegebenermaßen von Windkraft-Befürwortern betrieben. Nichtsdestotrotz sind dort viele Untersuchungen vertrauenswürdiger Institutionen verlinkt, die die jeweiligen Thesen stützen.

Natürlich sollte man seine Meinungsbildung nicht nur auf eine Seite gründen. Wir versuchen auch andere Quellen einzubeziehen und werden hier weitere Artikel folgen lassen.

Um sich selbst zu testen, ob man ein Thema nicht rein ideologisch sieht, kann man sich die Frage stellen "Was würde mich dazu bringen, meine Meinung zu ändern?". Bei mir wären dies wissenschaftliche Studien, die ausreichend viele Nachteile der Windkraft gegenüber bestehenden Technologien zur Energieerzeugung zeigen. Solche Studien finden sich bisher aber nicht, für Hinweise bin ich dankbar. Die Windkraftgegner bringen oft die gleichen Studien als Beleg für ihre Position. Diese Studien sind meist veraltet oder erfüllen nicht wissenschaftliche Standards (oder auch beides).

Die Frage "Willst Du etwa ein Windrad vor dem Fenster?" beantworte ich auch mit "Nein", und meine Familie und ich werden mit den besten Blick auf die Windräder haben, aus dem Wohnzimmer durch die Panoramafenster. Für unser heutiges Leben sind wir aber auf Energie angewiesen und damit wir diese Welt nicht noch weiter zerstören, sind die Eingriffe, die ein Windrad in die Natur bedeuten, nach meiner Überzeugung weit weniger schlimm als endlos strahlender Atommüll, Braunkohlegruben und der Klimawandel.