Am 16.9.2013 wurde der Arbeitskreis Energie Oberpframmern gegründet. Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Gemeinde Oberpframmern bei der Umsetzung der Klimaschutzziele im Sinne der Energiewende zu unterstützen.
Um von einer Gemeinde zu lernen, die ähnlich groß und wirtschaftlich strukturiert ist wie Oberpframmern, und um sich über Erfahrungen und Erfolge, aber auch Schwierigkeiten und Fehlschläge zu informieren, besuchten zehn Arbeitskreismitglieder im Oktober 2013 die Gemeinde Wildpoldsried im Oberallgäu.
Die 2450-Seelen-Gemeinde, 1998 noch die ärmste Gemeinde im Oberallgäu, hatte sich vor 15 Jahren zum Ziel gesetzt, alle im Ort verbrauchten Energien (Wärme, Strom, Verkehr) bis 2020 regenerativ zu erzeugen – ein Ziel, das die Wildpoldsrieder bereits 2012 erreicht haben und bei deren Umsetzung sie viele Auszeichnungen erhalten haben.
Doch wie haben sie das geschafft? In einem zweistündigen Vortrag berichtete Wildpoldsrieds langjähriger Bürgermeister Arno Zengerle von den Anfängen vor 15 Jahren bis zu aktuellen Projekten. Der entscheidende Faktor, so der engagierte Dorfvorstand, war die Zustimmung und Unterstützung einer breiten Mehrheit der Wildpoldsrieder Bürger zu gewinnen. „Einige tatkräftige Idealisten, „setzten erste Projekte um“, und bewiesen damit, dass die Energiewende funktionieren kann. Bei einer Bürgerbefragung zeigte sich, dass inzwischen eine sehr große Mehrheit der Einwohner für den Ausbau Erneuerbarer Energien waren. Nach und nach wuchs die Motivation für das Ziel. Es wurden zügig weitere Projekte durch die Mitwirkung von Bürgern und Vereinen erfolgreich auf die Beine gestellt. Dabei wurde stets auf eine hohe lokale Wertschöpfung geachtet, auch die Dorfjugend und lokale Vereine wurden für in Eigenleistung erstellte Projekte integriert.
Heute erzeugen die Wildpoldsrieder durch ein breites Spektrum regenerativer Energiequellen nicht nur die Energie für ihren eigenen Verbrauch, sondern versorgen auch Nachbargemeinden. Neben dem erwirtschafteten finanziellen Ertrag sind zahlreiche qualifizierte Arbeitsplätze entstanden.
Der erste Eindruck bei einem Rundgang durch die kleine Gemeinde ist ganz unauffällig. Doch unter Führung des Bürgermeisters erhielten die Besucher Einblick und Informationen zu den Bausteinen des Wildpoldsrieder Energiekonzepts. Das erfolgreiche Energiekonzept baut auf eine imposante Vielfalt an Anlagen, die über die Jahre durch private Initiativen, aber auch durch gemeindliche Aktionen entstanden sind. Dazu bedienen sich die Wildpoldsrieder mit Ausnahme der Geothermie (mangels heißer wasserführender Schichten wie im Münchner Süden) aller effizienten Verfahren moderner und regenerativer Energieerzeugung. Dazu gehören Photovoltaik, Windkraft, elektrische Energiespeicher, Solarthermie, Wärmepumpen, Biogaserzeugung, Blockheizkraftwerke, thermische Energiespeicher und ein Nahwärmenetz. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war, alle Anlagen jeweils intelligent auf die lokalen Bedingungen anzupassen.
Dass es bei der Energiewende nur mit einer aktiven Bürgerbeteiligung geht, zeigen auch vielfältige Veranstaltungen mit dem Ziel Energieeinsparungen zu fördern, z.B. die Energiewoche im Kindergarten, ein Stromsparwettbewerb, die kostenlose Energieberatung, Thermografie-Aktionen, eine Austauschaktion für Heizungspumpen, und vieles mehr. In Wildpoldsried machen die Kinder sogar einen Energieführerschein in vier Ausbaustufen!
Nachhaltige Lebensgestaltung zeigen die Wildpoldsrieder auch im Bauwesen und in der Wasserwirtschaft. Ganz nebenbei haben die Wildpoldsrieder einige beeindruckende Gemeindeeinrichtungen in Holzbauweise erstellt. 2005 weihten sie ihre neue Sporthalle ein, ein Plus-Energiebau mit 1,5 Mill. € Baukosten, deren laufende Kosten durch den Ertrag der Photovoltaikanlage auf dem Dach gedeckt werden. Angrenzend an die Sportanlagen wurde eine Pflanzenkläranlage realisiert und Regenwasser wird konsequent in der gesamten Gemeinde zur Brauchwassereinsparung genutzt.
Eine Frage wurde immer wieder an den Bürgermeister gestellt: Wie haben Sie, wie haben ihre Bürger das alles erreichen und finanzieren können? „Wir sind eine konservativ strukturierte Gemeinde, aber trotzdem an vorderster Front, wenn es um Technik geht“, erklärt Zengerle, „die Gemeinde Wildpoldsried hat vor allem die Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass die Bürger in solche Anlagen investieren können. Das Netz für die Wärmegewinnung ist in der Hand der gemeindlichen Dorfentwicklungsgesellschaft, das ist eine 100-prozentige Tochterfirma der Gemeinde und damit letztlich wieder im Eigentum aller Bürger.“
In Wildpoldsried hat der Wille den Weg bereitet. Energiewende ist definitiv machbar. Für den Arbeitskreis heißt es nun, die Beispiele und Erfahrungen zu bewerten und zu filtern, zu sortieren und vor Allem zu lokalisieren. Denn eins wurde deutlich: Ein allgemeingültiges Geheimrezept für eine erfolgreiche Energiewende gibt es nicht. Wir müssen unseren eigenen Oberpframmerner Weg zur Energiewende gestalten. Vorläufiges Resümee: Wenig spricht gegen ein –intelligent adaptiertes - Übertragen des Erfahrenen auf unsere eigene Gemeinde. Beispielsweise ist auch bei uns die frühe und breite Bürgerbeteiligung einer der Grundvoraussetzungen zum Gelingen.
Sind Sie neugierig geworden? Erfahren Sie mehr auf der Wildpoldsrieder Homepage www.wildpoldsried.de.