Am Montag, den 13.1.2014 fand im Stüberl der Mehrzweckhalle in Oberpframmern das 4. Fachgespräch statt zum Thema: Jetzt noch wirtschaftlich! Photovoltaik mit hohem Eigenverbrauch
Das Kreisbildungswerk und der Klimaschutzmanager des Landkreises Ebersberg organisieren mehrere Fachgespräche zu unterschiedlichen Themen der Energiewende. Diese Veranstaltungen sollen sowohl interessierte Bürger wie auch Fachpublikum und Wohnungseigentümer ansprechen.
Strom von der Sonne ist ein wichtiger Baustein einer dezentralen Energiewende. Photovoltaikanlagen erzeugen umweltfreundlichen Sonnenstrom, in 1 bis 3,5 Jahren haben sie sich energetisch amortisiert, ihre Lebensdauer beträgt bis zu 30 Jahren und mehr. Für diesen Zeitraum können auch Sie sich einen sehr günstigen Strompreis sichern!
Viele Jahre erzeugte die Vergütung über das erneuerbare Energien Gesetz (EEG) für die Wirtschaftlichkeit von selbsterzeugtem Sonnenstrom. Die Herstellungskosten von Photovoltaikmodulen haben sich dramatisch verringert. Heute steht diese Technologie an der Schwelle zu Marktpreisen. Richtig wirtschaftlich wird eine Anlage dann, wenn man sie so konzipiert, dass eine maximale Menge des erzeugten Stroms direkt selbst verbraucht wird. Aber auch Lösungen wie die Versorgung eines Nachbarn sind denkbar.
Doch die Wirtschaftlichkeit solcher Konzepte wird durch die Pläne der großen Koalition in Frage gestellt. Schnelles Handeln scheint notwendig.
Um sich über diese Themen zu informieren, kamen 60 interessierte Mitbürger in das Stürberl der Mehrzweckhalle in Oberpframmern. Es war die erste öffentliche Veranstaltung, die der Arbeitskreis Energie Oberpframmern mitgestaltete.
Carl Behmer, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien bei der Fa. HÖRMANN Kommunikationsnetze GmbH, führte in das Thema ein.
Anschließend berichteten ein Unternehmer und ein Besitzer einer „Eigenstromanlage" über Möglichkeiten und ihre Erfahrungen. Bernd Hejny von Maier & Hejny GmbH aus Glonn stellte anhand von Berechnungsbeispielen dar, dass Photovoltaikanlagen mit Eigenverbrauch unter den noch gültigen Bedingungen nicht nur gut für das eigene ökologische Gewissen sind, sondern auch noch wirtschaftlich mit sehr überschaubaren Amortisationszeiten bzw. einer interessanten Rendite. Sehr eindrucksvoll zeigte Felix Judt, Besitzer einer Eigenstromanlage mit Energiespeicher in Zorneding, welche Potenziale in der Realität möglich sind.
Am Beispiel eines Juli- und eines Novembertages konnte anhand der Stromproduktion und des Stromverbrauches sowie der Batterielade- und -entladekurve gezeigt werden, wie effektiv der selbst produzierte Strom eingesetzt werden kann. An dem dargestellten Tag wurde eine Eigenverbrauchsquote von 52 % und ein Autarkiegrad von 95 % erreicht. Der Autarkiegrad zeigt auf, zu welchem Anteil sich ein Haushalt selbst mit Strom aus der eigenen Solarstromanlage versorgen kann. Ein Autarkiegrad von 100% würde also bedeuten, dass sich ein Haushalt vollkommen vom Netzbetreiber abkoppeln könnte um sich selber mit Strom zu versorgen. Einen guten Anteil an dem hohen Autarkiegrad haben ein angepasstes Verbraucherverhalten und die Batterie als Puffersystem.
Martin Schreiner von der NEAG Neue Energie AG in Schlag vertiefte das Thema durch weitere Beispiele aus der Praxis. Die NEAG, die neben Solarstrom und -wärmeanlagen auch Blockheizkraftwerke und regenerative Heizsysteme, insbesondere Holz-, Pellets- und Hackgutheizungen plant, projektiert und baut, besteht seit 2006. Ein besonderes Anliegen und der Schlüssel zum Erfolg eines Projektes, so Martin Schreiner, sei die genaue Analyse der Anforderungen und Ansprüche sowie der speziellen Voraussetzungen vor Ort. Auf dieser Basis gelte es ein intelligentes System mit regenerativen Energieerzeugern zu projektieren, um einen möglichst hohen Autarkiegrad zu erreichen. Zum Beispiel könne die winterliche "Stromlücke" sinnvoll mit einer Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage (z.B. einem Blockheizkraftwerk) geschlossen werden, das auch dem höherem Wärmebedarf nachkommt.
Für ein PV-Projekt aus Oberpframmern mit einer Leistung von 4,5 kWp zeigte er jeweils für eine Sommer- und eine Winterwoche die von der PV-Anlage produzierte Strommenge (gelb), den tatsächlichen Strombedarf (schwarz) und den Eigenverbrauch des produzierten Stroms (grün).
Anschließend zeigte er Stromproduktion, Strombedarf und Eigenverbrauch in der Jahresübersicht. Mit einer Jahresproduktion von 4500 kWh, einem Gesamtstromverbrauch von 6000 kWh und einem Eigenverbrauch von 1900 kWh im Jahr errechnet sich eine Eigenverbrauchsquote von 42 % - bei diesem Projekt ohne Speichersysteme. Der Autarkiegrad liegt bei 32 %. Durch sinnvolles Verhalten können die Bewohner den Eigenverbrauch beeinflussen: zum Beispiel laufen Spülmaschine und Waschmaschine tagsüber, wenn die Solarstromproduktion auf hohem Niveau läuft.
Abschließend zeigte Schreiner anhand der finanziellen Daten, dass Photovoltaik mit hohem Eigenverbrauch durchaus wirtschaftlich ist. Mit der noch geltenden Einspeisevergütung ist nach ca. 13 Jahren der Umkehrpunkt erreicht: Die Investition in eine zukunftsweisende Technik hat sich amortisiert. Da die Lebensdauer von PV-Modulen erfahrungsgemäß deutlich über die 20 Jahre, dem garantierten Vergütungszeitraum, hinausgeht, können Besitzer einer PV-Anlage nicht nur auf einen Anteil äußerst günstigen Stroms setzen, sondern auch auf das gute Gefühl, einen guten Beitrag zur Reduzierung der CO2-Belastung zu leisten.
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich aktuell über Preisgestaltung, Förderungen und Einspeisevergütungen zu informieren, denn nach wie vor sind PV-Anlagenpreise ständig in Bewegung - und meistens nach unten.
Nach den Vorträgen standen alle Referenten noch für Fragen aus dem Publikum bereit. Und auch nachdem der offizielle Teil des Abends beendet war, standen viele Besucher und Referenten noch lange beieinander und diskutierten.