"Ein Drittel des Strombedarfs der Oberpframmerner Gewerbebetriebe könnte allein mit Photovoltaikdächern auf den Gebäuden im Gewerbegebiet Aich gedeckt werden. Dazu noch ein halbes Windrad, und schon wären sogar 100 Prozent des Strombedarfs für den Bereich Gewerbe mit erneuerbaren Energien gedeckt!" Mit diesen eindrucksvollen Zahlen begrüßten Burkhard Haas und Bärbel Zankl die über 30 Interessierten zur Informationsveranstaltung "Solar-Offensive für Gewerbe und Landwirtschaft". Gewerbetreibende und Landwirte, aber auch viele Gemeinderäte waren am 31. März 2022 der Einladung des Arbeitskreises Energie und des Bürgermeisters in die Mehrzweckhalle Oberpframmern gefolgt.
Zur Eröffnung berichtete Bürgermeister Andreas Lutz über die Photovoltaikprojekte der Gemeinde: Bereits seit 2014 profitiert der Pächter des örtlichen EDEKA-Marktes von dem sauberen Strom, der auf dem Dach des Marktes erzeugt und zu nahezu 100 Prozent vor Ort verbraucht wird. Ein Pachtmodell macht die Anlage zu einer Win-Win-Angelegenheit zwischen allen Beteiligten – und vor allem für die Energiewende. PV-Anlagen auf Sportheim und Bauhof unter der Regie der Gemeinde, die sich seit Ende 2019 zur Klimaschutzregion bekannt hat, folgten. Aktuell sind eine PV-Anlage auf der Mehrzweckhalle für das Areal Schule-Kinderhaus sowie eine PV-Freiflächenanlage zur Versorgung des Wasserwerkes, aktuell größter kommunaler Stromverbraucher im Ort, in Planung.
In Zeiten der sich verschärfenden Klimakrise suchen viele Gewerbetreibende nach Lösungen für eine Energiewende in ihrem Betrieb. Gleichzeitig steigen die Energiepreise. Zur Klimakrise ist eine akute Krise der energiepolitischen Abhängigkeiten hinzugekommen.
Drei Impulsvorträge standen auf dem Programm. Dipl. Ing. Hans Urban, Fachberater für Erneuerbare Energie und E-Mobilität, verdeutlichte eingangs die große Notwendigkeit, jetzt zu handeln. Die Zeitspanne, in der die Erderhitzung noch wirkungsvoll eingebremst werden kann, ist denkbar kurz. Anhand vieler praktischer Beispiele erläuterte er die Wirtschaftlichkeit, technische Details und generelle Vorteile für die Betriebe. "Der beste Investitionszeitpunkt ist ... heute", so Urbans zusammenfassendes Statement," denn ein leeres Dach, das ist ein Luxus, den man sich heute eigentlich gar nicht mehr leisten kann!"
Anschließend erläuterte Franz Lichtner vom EBERwerk die Rolle als kommunaler Stromaufkäufer und -versorger. Viele Fragen aus dem Publikum betrafen rechtliche und steuerliche Herausforderungen, wenn Gewerbetreibende als Mieter eine PV-Anlage auf dem Dach betreiben möchten. "Hier gibt es durchaus Lösungen, die Verträge zwischen Mieter und Vermieter zu gestalten", so Lichtner. Gerade was diese Konstellationen, aber auch Mieterstrom in Wohngebäuden betrifft, werden große Hoffnungen auf Erleichterungen durch die Politik gesetzt, ganz konkret auf das angekündigte Osterpaket.
Die Vortragsreihe wurde abgerundet durch Martin Schreiner, Geschäftsführer der Neue Energie Anlagen GmbH aus dem Pframmerner Ortsteil Schlag, der über große Erfahrung in der Planung und Umsetzung von Photovoltaikanlagen, Stromspeichern und Solarthermieanlagen verfügt. Der Schwerpunkt seines Vortrages lag bei den ganz konkreten Schritten: Wie komme ich zu einer Solaranlage und welche Punkte muss ich beachten?
Wie also nun starten? Das Solarpotenzialkataster (www.solare-stadt.de/kreis-ebersberg) kann als erste Orientierung dienen. "Noch wissen wir nicht genau, was uns das Osterpaket an Erleichterungen bringen wird. Aber eins wurde bereits zugesichert: Die Regelungen sollen rückwirkend gelten – kein Grund noch lange zu warten," so der optimistische Blick der Referenten.
Aufgrund der hohen Inzidenzen musste das geplante Netzwerken leider mit Abstand erfolgen. Doch eins hoffen Bürgermeister und Arbeitskreisaktive: Dass mit den Informationen und dem Austausch untereinander gute Impulse gesetzt wurden, dass viele Unternehmen eine wirtschaftliche, zukunftsfähige Energieversorgung vom Gewerbedach umsetzen werden. Ein Unternehmer und PV-Vorreiter aus Aich plant gerade, eine zweite PV-Anlage auch auf seinem Norddach installieren zu lassen. Leistungsfähige Technik, gesunkene Preise und eine geringe Dachneigung machen dies möglich.
Hoffen wir, dass sich viele Unternehmen schon bald ein leeres Dach nicht mehr leisten wollen!
Die Präsentationen des Abends können Sie in Kürze hier einsehen und herunterladen: