Wie groß würde wohl das Interesse für einen Wärmepumpenvortrag an einem heißen Juniabend sein? Kurzfristig hatte der Bayerische Rundfunk angefragt, ob sie bei der Veranstaltung teilnehmen dürfen. Und so stand ein Filmteam am Montag vor der Mehrzweckhalle in Oberpframmern und war gespannt, wie große der Zustrom an Interessierten sein würde. Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, in einigen Medien als "Heizungsverbotsgesetz" mit vielen Halbwahrheiten und destruktiven Pöbeleien begleitet, hatte dem Thema in den letzten Wochen sehr hohe Aufmerksamkeit gebracht.

Es war also höchste Zeit für umfassende und sachliche Informationen. Dazu hatten der Arbeitskreis Energie Oberpframmern und die Gemeinde als Referenten Martin Knaus von der Energieagentur Ebersberg-München gewinnen können. Der Wirtschaftsingenieur und Energieberater berät die Gemeinde aktuell im Rahmen eines geförderten EnergieCoachings zu vier Energieprojekten. In einem gut einstündigen Vortrag informierte Knaus die über 90 Anwesenden umfassend zu den aktuellen Rahmenbedingungen, klärte über in seinem Beratungsalltag häufig angesprochene Vorurteile auf, gab Einblick in die verschiedenen Technologien und erklärte die Effizienz und Wirtschaftlichkeit aktueller Wärmepumpen. Dabei lag sein Fokus auf den Fragen, ob eine Wärmepumpe auch im Bestand technisch möglich und unter welchen Bedingungen dies ökologisch und ökonomisch auch sinnvoll sei.

"Es ist nicht erstrebenswert, ein ineffizientes Gebäude mit einer effizienten Wärtmepumpe zu beheizen", leitete er seinen kleinen Exkurs zum Thema Dämmen ein. Zugleich betonte er, dass grundsätzlich jedes Wärmeverteilsystem mit einer Wärmepumpe effizient betrieben werden könne, bisweilen helfen schon kleine Maßnahmen, um die Vorlauftemperatur eines Heizsystems zu senken und so für einen effizienten Betrieb einer Wärmepumpe zu sorgen. Für einen Vergleich der Wirtschaftlichkeit verschiedener Heizsysteme ist insbesondere das Verhältnis der Strom- zu Gaskosten entscheidend. Mit immer besseren Jahresarbeitszahlen der Wärmepumpen und zugleich steigenden Gaspreisen punkten ganz klar die Wärmepumpen. Dennoch, so Knaus: "Dämmen lohnt sich! Jede Kilowattstunde Wärme, die nicht durch die Fassade verloren geht, muss nicht aufwändig erzeugt werden!" Zum Kapitel Wirtschaftlichkeit zeigte er sowohl Beispielrechnungen zu Betriebskosten eines unsanierten, teilsanierten und vollsanierten Hauses als auch Beispielhäuser aus einer umfassenden Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE (die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden: https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2020/warmepumpen-funktionieren-auch-in-bestandsgebaeuden-zuverlaessig.html).

Großes Interesse fand auch das Thema Wärmepumpe und Photovoltaik, bzw. woher der optimalerweise saube erzeugte Strom für die Wärmepumpe kommen soll. "Etwa 15 bis 25 Prozent des Wärmepumpenstroms kann man im Bestand durch eine PV-Anlage decken", so Knaus' Erfahrungswert, "aber auch hier gilt: Je besser der Sanierungsstand, desto höher ist der Eigenstromanteil durch die PV-Anlage vom eigenen Dach." Auch hier gibt es Möglichkeiten, die Stromquellen zu optimieren, sei es über Energiemanagement - Stichpunkt Smart-Grid - als auch über einen eigenen Wärmepumpentarif.

Weitere Themen, die Knaus beleuchtete, waren Legionellenschutz bei der Brauchwassererzeugung in Mehrfamilienhäusern, Geräuschemissionen und Abstandsregelungen, Pro und Contra eines Pufferspeichers und grundlegende Empfehlungen zur Planung und Auslegung des Wärmepumpensystems. Schließlich durfte auch ein Exkurs zu den aktuellen Förderbedingungen nicht fehlen: Unter bestimmten Bedingungen werden 40 Prozent der Kosten vom Staat übernommen.

Sein Fazit des Abends: Aus technischer Sicht spricht wenig gegen den Einsatz einer Wärmepumpe; eine Wärmepumpe reduziert effektiv CO2-Emissionen, und bei sinnvollem Einsatz (Dämmung!) wird der Geldbeutel geschont!

Die Präsentation kann hier eingesehen werden: LINK

BR Abendschau am 5. Juli 2023: Heizen im grünen Bereich

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BR2 Radio im Notizbuch am 20. Juli 2023 ab ca. 11:38 Uhr (verfügbar bis 28. Juli 2023)

BR24 Newsletter: Tipps vom Energieberater: Für wen eine Wärmepumpe passt

Sobald weitere Sendetermine des BR bekannt sind, werden hier Links ergänzt.

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