Angesichts immer häufigerer dramatischer Wetterextreme mit katastrophalen Folgen wie heuer in Niederbayern ist klarer denn je: Wir alle müssen dazu beitragen, die Erderwärmung zu stoppen, indem wir weniger schädliche Treibhausgase in die Atmosphäre blasen. Darin liegt unsere Chance: Wir als Verursacher des Klimawandels können auch viel dagegen tun!
Große Potenziale liegen im privaten Bereich, insbesondere bei der Haus- und Heiztechnik. Was aber sind klimaschonende und zukunftsfähige Technologien zum Heizen und zur Warmwasserbereitung? Wie können wir als privater Haushalt unsere Energie regenerativ erzeugen? Was kann ich noch Sinnvolles für den Klimaschutz tun?
Keine Ausstellung, keine Werbeveranstaltung, keine Hochglanzbroschüren, sondern offene, ehrliche Erfahrungen aus der Praxis – im Sinne einer Nachbarschaftshilfe für den Klimaschutz – dazu haben neun Oberpframmerner Familien am 25. Juni 2016 von 10 bis 15 Uhr alle interessierten Bürgerinnen und Bürger aus der ganzen Region zu einem Besichtigungstag zu sich nach Hause eingeladen. Ihr Ziel: Informieren, inspirieren und zum Nachahmen motivieren.
Insgesamt 15 Themen standen auf dem Programm: Der Bogen spannte sich von Photovoltaik mit und ohne Batteriespeicher über Solarthermie, Pelletheizung, wasserführende Kaminöfen, Mikro-Blockheizkraftwerk, Luftwärmepumpe und Erdwärme bis zu Wärmedämmung und Lüftungsanlagen. Sowohl Altbausanierungen als auch ein Plusenergiehaus konnten besichtigt werden. Ergänzt wurde das Angebot durch LED-Beleuchtung, Flachdachbegrünung und Regenwassernutzung.
„Wir öffnen (wieder) unsere Türen für die Energiewende“ heißt die Aktion, bei der die Hausbesitzer vor Ort Rede und Antwort stehen. Bereits im Oktober 2015 hatten sieben Oberpframmerner Hausbesitzer ihre Türen für die Energiewende geöffnet. Die Resonanz war durchweg sehr positiv, doch zeigte sich, dass Hemmschwellen bestehen, bei fremden Leuten Heizungskeller, Wärmedämmung oder Lüftungsanlage zu inspizieren. Hinsichtlich der Anzahl der Besucher hatten sich die Pframmerner Aktiven bei ihrem ersten „Versuch“ mehr erhofft.
„Wir machen es noch einmal“, waren sich die aktiven Energiewende-Freunde einig und konnten sogar noch weitere Familien für ihre Aktion gewinnen. Ihr Appell: „Seien Sie am 25. Juni 2016 dabei und informieren Sie sich aus erster Hand über klimafreundliche Energie- und Wärmequellen und Einsparmöglichkeiten!“
Neu im Angebot waren zwei Führungen: Um 11 Uhr leitete Andreas Lutz eine Bürgermeisterführung und um 14 Uhr Martin Schreiner eine Technikerführung. Treffpunkt war jeweils am Pframmerner Maibaum. Anmeldungen zur Führung oder zu individuellen Besichtigungen waren nicht erforderlich, Besucher konnten einfacher vorbeischauen.
Über 100 Plakate wurden im ganzen Landkreis aufgehängt, Handzettel verteilt und Emails geschrieben, in der regionalen Presse und sogar im Radio war die Aktion angekündigt worden. Und tatsächlich: Das Trommeln und Werben im Vorfeld hatte sich gelohnt. Beide Führungen waren sehr gut besucht, sodass es im Heizungskeller der ersten Station der Bürgermeisterführung bereits recht eng wurde. Schluss mit fossilen Brennstoffen, hin zu regenerativen Wärmequellen, dazu eine umfassende Dämmung des Altbaus: Wie genau das realisiert wurde, wo die Tücken und besonderen Herausforderungen lagen, dass konnte im Dialog mit den Hausbesitzern ausführlich erörtert werden. Ganz besonders hervorgehoben wurde, dass am Anfang einer erfolgreichen Sanierung ein fundierter Energiebericht steht. So wird gewährleistet, dass alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind, zugleich ermöglicht es aber auch ein schrittweises Umsetzen nach den individuellen – letztendlich auch finanziellen – Möglichkeiten.
Wer heute neu baut, ist gut beraten den Energiebedarf des Hauses so gering wie möglich zu halten. Familie Friedberger hatte sich bereits im Jahr 2012 für ein Plusenergiehaus entschieden. Belohnt wird das Engagement mit minimalen Betriebskosten und einem sehr angenehmen Wohnklima dank einer guten Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen und zentraler Lüftungsanlage. Dass eine Photovoltaikanlage auf das Dach gehört, andererseits der Stromverbrauch u.a. durch LED-Beleuchtung gering gehalten wird, war für die Familie selbstverständlich. Warum steht die Wärmepumpe im Keller, reicht die Stromproduktion für den Eigenbedarf, kann die Lüftungsanlage verkeimen, wann ist die Regenwassernutzung auch für Toiletten sinnvoll – eine Fülle sehr detaillierter Fragen konnten gestellt und ausgiebig diskutiert werden.
Eine besondere Vielfalt verschiedener Techniken war im Haus am Stierberg zu besichtigen. Besonderes Interesse bestand am Zusammenspiel von Solarthermie und einem Mikro-Block-heizkraftwerk, Pufferspeichergröße einem neuen wassergeführten Kachelofen, ebenfalls im Zusammenspiel mit den BHKW.
Kaum eine (Rede-)Pause hatten am Besichtigungstag die beiden Familien, die ihre Photovoltaikanlage mit einem Batteriespeicher ausgestattet haben und den vielen interessierten Besuchern die Statistiken zu Eigenverbrauchsquote und Autarkiegrad präsentieren konnten, aber auch „live“ die Möglichkeiten des Monitorings vorführten.
Auch zwischen den Stationen wurde eifrig gefachsimpelt. Alle, die dabei waren, fanden die Aktion eine wunderbare Gelegenheit und waren für die Einblicke und offenen Antworten der Pframmerner „Türöffner“ sehr dankbar. Am Ende steht natürlich die Frage: Was bringt so ein Tag? Wie bei allen Aktionen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Beratung sind weder der Erfolg wirklich messbar noch das Aufwand-Nutzen-Verhältnis kalkulierbar. Wie weit werden durch unsere Aktion Entscheidungen beeinflusst, Sanierungen angestoßen, kleinere oder größere Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase tatsächlich initiiert? Auf der Haben-Seite steht auf jeden Fall eine kreative Gemeinschaft mit noch vielen weiteren guten Ideen und Projekten in der Pipeline – auf der Soll-Seite das Energiewendeziel 2030!
Der Arbeitskreis Energie Oberpframmern bedankt sich ganz herzlich bei allen Unterstützern unserer WöuTfdEW-Aktion, ganz besonders bei unserem Bürgermeister Andreas Lutz, unserem Technikexperten Martin Schreiner, bei allen Türöffner-Familien und Besuchern!
Arbeitskreis Energie Oberpframmern
Wer was gezeigt hat finden Sie im Einladungsflyer zum Herunterladen